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Malte Giesen

Der aus Tübingen stammende Malte Giesen (*1988) studierte Komposition/Computermusik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, gefolgt von weiteren Studien am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris und an der Hochschule für Musik Berlin. Seit dem 1. Preis beim Deutschen Musikwettbewerb Komposition im Jahr 2009 erhielt er verschiedene Stipendien und wurde mit bedeutenden Preisen als Komponist ausgezeichnet. Seit 2021 ist er Leiter des Studios für Elektroakustische Musik an der Akademie der Künste Berlin. Seine Werke werden im In- und Ausland aufgeführt. Er lebt in Berlin.

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Das Bild des über einem leeren Blatt Papier brütenden Komponisten gehört der Vergangenheit an – jedenfalls für Malte Giesen. Im digitalen Zeitalter sei das Problem des Künstlers nicht der Horror Vacui, sondern ein Vielzuviel, ein unübersichtlicher und nie ganz erfassbarer Materialvorrat und sein Meta- und Metametamaterial. So verschiebt sich die künstlerische Leistung von der Idee des Erfindens in den Bereich des Findens.

Fündig wird der von Neugierde und Wissensdurst geleitete Komponist nicht nur bei den Genres selbst von Klassik bis Hip-Hop, von Theater- bis Filmklassiker, sondern auch bei den Formaten der Kunst- und Medienrezeption. "The medium is the message." Mit gesellschafts- und medienkritischem Blick entwickelt Malte Giesen sein Musiktheater aus der Reflexion von Produktions- und Rezeptionsbedingungen des Genres, dem Hinterfragen von Wahrnehmungs-Mustern und daraus, die Elemente stets in neue Kontexte zu setzen. Die Dramaturgie entsteht dabei aus der Dynamik und den Ritualen der Musik, die Charaktere sind die Sänger- und Musiker-Persönlichkeiten selbst, die in unterschiedlichste Rollen schlüpfend ihre Authentizität auf der Bühne bewahren. Das zwischen Musik und Theater changierende Format treibt er virtuos durch den hybriden Einsatz digitaler Medien, durch Remixen, Sampeln, Loopen, Video-Collage bis hin zum Einsatz Künstlicher Intelligenz auf die Spitze. Dabei richtet er sich stets direkt an uns, die Zuschauenden – immersiv, indem er das Publikum selbst in die WOLFSSCHLUCHT lockt, oder informativ bei FRAME, wo er uns über jeden seiner medialen Schritte in Kenntnis setzt und zugleich einwickelt in ein rasantes Verwirrspiel durch alle Formate der medialen Kunst.

Christine Fischer