Das Junge Kollektiv Musiktheater (JKMT) wurde 2018 von Studierenden der Musikhochschule Karlsruhe als gemeinnütziger Verein gegründet. In kollektiver Arbeit entwickeln sie Musiktheater-Projekte und erschließen theaterunübliche Spielstätten. Dabei suchen die Mitglieder künstlerisch nach neuen Wegen, um etablierte und von tradierten Mustern behaftete Werke neu erfahr- und erlebbar zu machen. Das Programm des JKMT umfasst eine jährliche Sommeroper, ein Musiktheater-Festival im Jahr 2022 und Projekte im Bereich freier Konzert- und Vermittlungsformate.
"Theater Macht Wirklichkeit" – so lautete der Slogan des ersten Festivals, welches das Junge Kollektiv Musiktheater (JKM) im Jahr 2022 wenige Jahre nach seiner Gründung veranstaltete. Der Titel könnte kaum treffender sein für die Arbeitsweise dieses Ensembles – mit Klarheit und Konsequenz verschreiben sich junge, passionierte Musikschaffende einem Musiktheater im Hier und Jetzt, auf Augenhöhe mit dem Publikum und am Nerv der Zeit. Ohne Vorhang, Plüsch und vierte Wand.
Was Peter Brook im Schauspiel vor rund einem halben Jahrhundert umsetzte, bleibt die Oper in ihrer institutionalisierten Form bis heute oft schuldig, wenn sie in ihren Musentempeln verharrt und aktuelles Theater in Gebäuden präsentiert, die das Aroma des bildungsbürgerlichen Kulturdünkels umweht. Für die Produktionen des JKM kann jeder Ort Schauplatz eines "dramma per musica" sein, ob Industrieareal oder Musikclub, Fleischmarkthalle oder Autohaus. Und alle sind willkommen, dort Teil eines jeweils einzigartigen Theatererlebnisses zu sein.
Dass das JKM bewusst auf das klassische Repertoire und auf Komponisten wie Mozart, Strauss oder Puccini setzt, macht seine Arbeit nicht weniger aktuell. Im Gegenteil: Die Verortung der traditionellen Stoffe in Räumen der Gegenwarts- und Subkultur macht sie einem jungen und durchmischten Publikum erst zugänglich. Die aktuellste Arbeit des energischen und begeisternden Ensembles ist Mozarts "Così fan tutte". Wobei man sich sicher sein kann: So wie das JKM machen's eben nicht alle!
Jens Lampater